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Heartbreak-Syndrom: Wenn starke Gefühle das Herz aus dem Takt bringen

  • Autorenbild: David Beck
    David Beck
  • 18. März
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. März

Stress-Kardiomyopathie als direkte Folge tiefgreifender emotionaler Erschütterungen. Erfahren Sie, welche dramatischen körperlichen Reaktionen ein plötzlicher Verlust oder massiver Liebeskummer auslösen können – und warum das Heartbreak-Syndrom dennoch in den meisten Fällen behandelbar ist.


Zwei Herzen aus Papier, die jeweils in der Mitte zackenförmig auseinandergeschnitten wurden.

1. Was ist das Heartbreak-Syndrom?


Das Heartbreak-Syndrom ist eine Form der akuten Herzmuskelschwäche, die sich in ihrer Präsentation stark einem Herzinfarkt ähnelt: Betroffene leiden an Brustschmerzen, Atemnot oder Herzrhythmusstörungen (Wittstein et al., 2005)

 

Anders als beim klassischen Infarkt findet man jedoch in der Regel keine Verschlüsse der Herzkranzgefäße. Stattdessen führt das psychische Trauma oder ein massiver emotionaler Stress zu einer Überproduktion von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin), die das Herz zeitweise beeinträchtigen.

 

Charakteristisch bei bildgebenden Verfahren (z.B. Echokardiografie oder Herzkatheter) ist die ballonartige Ausdehnung der linken Herzkammer-Spitze. Aufgrund dieser Formgebung leitet sich auch der Fachbegriff „Takotsubo“ vom gleichnamigen japanischen Tintenfischfanggefäß ab, das dem herztypischen Befund in der Akutsituation ähnelt (Sato et al., 1990, zitiert in Templin et al., 2015).


2. Typische Auslöser und Risikofaktoren


  1. Psychische Belastungssituationen

    Das Heartbreak-Syndrom tritt häufig nach intensiven emotionalen Ereignissen auf, beispielsweise dem Tod eines nahestehenden Menschen oder dem Ende einer sehr wichtigen Beziehung. 

  2. Physische Stressfaktoren

    Nicht nur emotionale, sondern auch körperliche Stressoren (z.B. schwere Operationen, Unfälle oder extreme Schmerzen) können ähnliche Reaktionen hervorrufen (Templin et al., 2015).

  3. Hormonelle Einflüsse

    In akuten Stresssituationen werden vermehrt Katecholamine (u.a. Adrenalin, Noradrenalin) ausgeschüttet, die das Herz schädigen oder seine Funktion vorübergehend beeinträchtigen können (Wittstein et al., 2005)

  4. Geschlecht und Alter

    Studien zeigen, dass vor allem Frauen nach der Menopause gefährdet sind, ein Heartbreak-Syndrom zu entwickeln. Gründe hierfür könnten unter anderem in hormonellen Veränderungen und einer veränderten Gefäßreaktivität liegen (Templin et al., 2015).


3. Symptome und Diagnostik


Betroffene erleben plötzlich auftretende, oft starke Brustschmerzen, Atemnot, Herzklopfen oder Engegefühle in der Brust. Diese Symptome ähneln stark einem Herzinfarkt und erfordern deshalb eine umgehende medizinische Abklärung. Folgende diagnostische Schritte kommen zum Einsatz:


  • Elektrokardiogramm (EKG): Zeigt häufig Abweichungen, die auch bei einem Infarkt vorkommen können (z.B. ST-Strecken-Veränderungen, T-Negativierungen

  • Blutuntersuchungen: Herzspezifische Marker wie Troponin können leicht erhöht sein, aber meist weniger stark als bei einem echten Infarkt.

  • Echokardiografie: Mithilfe von Ultraschall zeigt sich eine typische ballonartige Ausbuchtung (akinetische oder hypokinetische Zone) der linken Herzkammer-Spitze.

  • Koronarangiografie (Herzkatheter): Dient zum Ausschluss relevanter Verengungen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße.


Die Unterscheidung zwischen einem Herzinfarkt und dem Heartbreak-Syndrom ist in der Akutphase essenziell, um eine passgenaue Therapie einzuleiten.


4. Mögliche Mechanismen: Warum reagiert das Herz so sensibel?


  1. Überaktivierung des sympathischen Nervensystems

    Der plötzliche Anstieg von Stresshormonen kann die Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) überwältigen und so eine temporäre Funktionsstörung hervorrufen (Wittstein et al., 2005)

  2. Ungleichgewicht in den Gefäßen

    Stresshormone und Botenstoffe bewirken eine Verengung (Vasokonstriktion) bestimmter Herzgefäße, während andere Areale überdurchblutet bleiben. Dieses Ungleichgewicht führt zu lokaler Unterversorgung und dem typischen Ballonierungseffekt (Templin et al., 2015)

  3. Psychosomatische Wechselwirkung

    Intensive emotionale Zustände beeinflussen nachweislich das Herz-Kreislauf-System. Die rasche Freisetzung von Katecholaminen kann dabei eine stärkere Wirkung zeigen als bei alltäglichen Stresssituationen.


5. Verlauf und Prognose


Glücklicherweise ist das Heartbreak-Syndrom im Regelfall reversibel: Bei den meisten Patientinnen und Patienten erholt sich die Herzfunktion innerhalb weniger Wochen bis Monate vollständig (Templin et al., 2015). Allerdings können in der Akutphase ernsthafte Komplikationen auftreten, zum Beispiel:

  • Herzrhythmusstörungen

  • Kardiogener Schock (wenn die Herzleistung drastisch abfällt)

  • Thrombenbildung in der betroffenen Herzkammer-Region

Daher ist eine engmaschige Überwachung, vor allem in der Akutsituation, unerlässlich. Besonders wenn Sie oder Angehörige starke Brustschmerzen verspüren, sollten Sie umgehend den Rettungsdienst rufen. Je schneller die Diagnose steht, desto geringer ist das Risiko für lebensgefährliche Komplikationen.


6. Therapieansätze und Prävention


  1. Akutbehandlung

    In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung analog zu einem Herzinfarkt: Überwachung auf der Intensivstation, Herzkatheteruntersuchung und – falls nötig – Gabe von Medikamenten wie Betablockern oder ACE-Hemmern.

  2. Stressmanagement

    Nach der Akutphase ist es wichtig, auf die psychische Komponente einzugehen. Techniken wie Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining oder kognitive Verhaltenstherapie können helfen, Stress besser zu bewältigen und das Risiko für erneute Ereignisse zu senken.

  3. Langfristige Betreuung

    Kontrolluntersuchungen (EKG, Echokardiografie) stellen sicher, dass sich die Herzfunktion stabilisiert. Auch psychosoziale Unterstützung – beispielsweise durch Selbsthilfegruppen oder psychologische Beratung – kann Betroffenen helfen, die emotionale Situation zu verarbeiten.

  4. Herzgesunde Lebensweise

    Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung (im Rahmen ärztlicher Empfehlungen) und das Vermeiden von übermäßigem Stress sind wichtige Bausteine, um das Herz nach dem Vorfall zu stärken.


Zusammenfassung und Ausblick


Das Heartbreak-Syndrom ist eine eindrückliche Demonstration dafür, wie eng Körper und Psyche verknüpft sind. Ein plötzlicher emotionaler Schock kann zu einer akuten, oft dramatisch wirkenden Herzmuskelschwäche führen, die aber in den meisten Fällen reversibel ist. Der entscheidende Faktor für eine gute Prognose ist die schnelle und korrekte Diagnosestellung sowie eine anschließende ganzheitliche Therapie, die auch seelische Aspekte berücksichtigt.


Zukünftige Studien werden sich verstärkt mit den molekularen Mechanismen und den besten präventiven Strategien beschäftigen. So lassen sich Risikogruppen möglicherweise früher identifizieren und vorbeugende Maßnahmen gezielter einsetzen.


Literatur


  • Templin, C., Ghadri, J. R., Diekmann, J., Napp, L. C., Bataiosu, D. R., & Jaguszewski, M. et al. (2015). Clinical Features and Outcomes of Takotsubo (Stress) Cardiomyopathy. The New England Journal of Medicine, 373(10), 929–938.

  • Wittstein, I. S., Thiemann, D. R., Lima, J. A. C., Baughman, K. L., Schulman, S. P., Gerstenblith, G., … & Champion, H. C. (2005). Neurohumoral Features of Myocardial Stunning Due to Sudden Emotional Stress. The New England Journal of Medicine, 352(6), 539–548.

  • Sato, H., Tateishi, H., & Dote, K. (1990). Tako-tsubo-like left ventricular dysfunction due to multivessel coronary spasm. In Clinical Aspect of Myocardial Injury: From Ischemia to Heart Failure (pp. 56–64). Kagakuhyouronsya Publishing (zitiert in Templin et al., 2015).

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